Die fünf inneren Antreiber und warum Du sie nicht einfach loswerden solltest

Die inneren Antreiber sind innere, oft unbewusste „Programme“, die sich stark auf unser Leben auswirken können. Erfahre mehr darüber!

Die fünf inneren Antreiber entstammen der Transaktionsanalyse und sind bei vielen Menschen vorhanden, wobei die Ausprägungen sehr unterschiedlich sein können. Innere Antreiber entstehen nicht aus Nichts, sondern sind bewusste oder unbewusste Strategien, die eine wichtige Funktion haben. Und auch wenn so manche Lebensratgeber-Literatur Tipps gibt, wie man sie am schnellsten loswird, so ist genau das oft nicht zielführend.

Im Folgenden stellen wir Dir die fünf inneren Antreiber erstmal im Detail vor und danach erfährst Du, wie man besser mit ihnen umgehen kann.

1. Sei perfekt!

Perfektionist*innen aufgepasst: Hier ist Euer Antreiber! Strebst Du immer nach dem optimalen Ergebnis? Kannst Du Dich schlecht mit halben Sachen zufriedengeben? Fällt es Dir schwer, ein Ende zu finden (weil man immer noch etwas verbessern könnte)?

Wer perfekt sein möchte, ist im Job meist nicht sehr produktiv und das oft geforderte Pareto-Prinzip (80-20-Regel) erscheint einem wie ein kaum umsetzbares Konzept.

2. Sei schnell! / Beeil Dich!

Immer in Eile? Immer gehetzt? Keine Zeit für ein entspanntes Schwätzchen zwischendurch? Dann scheint dieser Antreiber in Dir zu wirken.

Er befähigt Dich, ein hohes Tempo bei der Erledigung von Dingen an den Tagen zu legen, sorgt dafür, dass Du immer die Zeit im Blick hast und dadurch keine Frist und keinen Termin verpasst. Und gleichzeitig stresst dieser Antreiber, weil es einem so schwerfällt, Dinge in Ruhe, in einem angemessenen Tempo zu erledigen. Manchmal macht es einen schier verrückt, wenn man sieht, dass etwas nur sehr langsam vorangeht und manchmal stresst es einen sogar, wenn sich jemand sehr langsam bewegt.

3. Streng Dich an!

Bist Du erst dann mit etwas zufrieden, wenn es anstrengend zu erreichen war? Wertest Du Arbeit als keine „richtige“ Arbeit ab, wenn sie leicht von der Hand geht?

Der „Streng Dich an!“-Antreiber sorgt dafür, dass man sich richtig reinhängt, noch die extra Meile geht und sein eigenes Potenzial voll entfaltet. Es geht darum, möglichst viel Energie, Kraft, Engagement oder Zeit zu investieren. Volle Kraft voraus ist die Devise.

Manchmal können auch regionale Kulturen innere Antreiber mitprägen. Während das schwäbische „Schaffe, schaffe, Häusle baue.“ den „Streng Dich an!“-Antreiber stärkt, führt der Artikel 8 des rheinischen Grundgesetzes zum Gegenteil: „Maach et joot, ävver nit zo off.“ („Mach es gut, aber nicht zu oft.“)

4. Sei stark!

Wer ein hohes Durchhaltevermögen hat, gut die Zähne zusammenbeißen kann und auch unter widrigen Bedingungen nicht schnell aufgibt, der hat einen „Sei stark“-Antreiber“.

Diese offensichtlichen Qualitäten stehen dem Unvermögen gegenüber, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu wahren. Bei starker Ausprägung fällt es oft schwer, keinen Raubbau am eigenen Körper und der eigenen Psyche zu betreiben. Im schlimmsten Fall erfährt man seine realistische Belastungsgrenze durch einen Herzinfarkt.

5. Mach es allen recht!

Kennst Du Menschen, denen es immer wichtiger ist, andere zufriedenzustellen, auch wenn sie dabei selbst den Kürzeren ziehen?

Der „Mach es allen Recht!“ – Antreiber oder auch „Sei gefällig!“ verschiebt den Fokus weg von sich selbst hin zu Anderen. Das kann das unmittelbare private Umfeld sein, z.B. der Mann, der seiner Frau alles recht machen möchte, aber auch der berufliche Kontext (der Mitarbeitende, der dem Vorgesetzten alles recht machen möchte). In besonders starken Ausprägungen sind die Menschen mit diesem Antreiber immer darauf bedacht, es jedem recht zu machen – selbst Fremden in kurzen Begegnungen: sie gehen immer als Erstes an einem Engpass aus dem Weg, nehmen jederzeit Rücksicht, suchen in Zweifelsfall den Fehler immer erst bei sich selbst.

Leichtere Ausprägungen dieses Antreibers lassen sich dadurch erkennen, dass es einem schwerfällt die eigenen Bedürfnisse zu benennen oder gar dafür einzutreten (weil diese im Zweifelsfalle ja den Bedürfnissen anderer entgegenstehen könnten).

Wie innere Antreiber entstehen und warum sie so wirkmächtig sind

Wie wir bereits erfahren haben, sind Kulturen ein prägender Faktor. Aber nicht nur die regionale Kultur, sondern vor allem die Kultur im Familien- und Freundeskreis. Man bekommt so schon von kleinan vorgelebt, welche Antreiber normal sind und einfach dazugehören. Nicht selten werden anfangs noch nicht vorhandene Antreiber bei Kindern während der Erziehung „installiert“. Hier ein paar Beispiele für Sprüche, die der ein oder andere sicher von seinen Eltern kennt und die tausendfach wiederholt Spuren hinterlassen:

Das nennst Du eine gute Note? Geld bekommst Du aber erst für eine 1.

Trödel nicht ständig rum, beeil Dich doch endlich mal.

War das schon alles! Streng Dich gefälligst mal an!

Ein echter Indianer spürt keinen Schmerz! Du brauchst nicht weinen! Das war doch nicht schlimm! Beiß mal die Zähne zusammen!

Wenn Erwachsene reden, hast Du zu schweigen! Mach es bitte so, wie Oma es gesagt hat, sonst wird Oma ganz traurig!

Aber auch jenseits von konkreten Worten, können sich innere Antreiber ausbilden. Kinder haben feine Antennen dafür, welchen Antreiber sie am besten an den Tag legen, um möglichst wenig Stress oder besser noch: Aufmerksamkeit und Anerkennung von Ihrem Umfeld zu erhalten. Wenn ich mich beeile, schimpft Papa nicht ständig. Wenn ich gute Noten nach Hause bringe, erzählt er unseren Freunden, wie stolz er auf mich ist. Wenn ich stark auf die Bedürfnisse meines Umfeldes eingehe, dann bin ich „so ein braves Kind“ und habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter.

Die Antreiber sind also gute Strategien, etwas für mich Wichtiges zu erreichen. Sie erzeugen ein Gefühl von „Ich bin OK“ unter der Bedingung, dass ich perfekt, schnell, stark, engagiert und gefällig bin.

Und nun wird auch deutlich, warum es schwierig ist, die Antreiber einfach loswerden zu wollen. Damit fehlt eine Strategie, um sich OK zu fühlen. Eine echte Alternative wäre natürlich, einfach bedingungslos OK zu sein. Doch dies ist oft ein langer Weg für jene, die als Kind nicht zu einem großen Anteil bedingungslose Liebe erfahren haben.

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