Führen auf Distanz – Fragen und Antworten
Kann ich Mitarbeitergespräche auch per Videokonferenz machen?
Die erste Frage ist, ob es Deine Organisation erlaubt. Manchmal gibt es Richtlinie, die das verbieten. Aber auch, wenn es erlaubt ist, sollte man gut abwägen, ob ein echtes Präsenztreffen nicht die bessere Wahl ist. Je emotionaler der Gesprächsinhalt und je schlechter/unausgeprägter die Beziehung, desto eher sollte man sich in Präsenz unterhalten.
Ist es schlimm, wenn es keinen Tag gibt, wo sich alle in Präsenz sehen?
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn sich hin und wieder alle sehen. Mindestens sollte das bei gemeinsamen Team-Aktivitäten wie Sommerfest oder Weihnachtsfeiern sein. Aber auch sonst lohnt sich das regelmäßige Sehen aller, um ein Wir-Gefühl zu entwickeln. Wenn alle von ihrer Lieblingsterminierung etwas abrücken, sollte ein Treffen zumindest einmal im Monat für alle möglich sein. Damit es fair bleibt, kann man ja jeden Monat einen anderen Tag wählen, damit jeder mal in den sauren Apfel beißen muss.
Was mache ich, wenn Mitarbeitende Ihre Kamera im Homeoffice nicht einschalten wollen?
Hier lohnt es sich immer nach dem Warum zu fragen: sind es irrationale Ängste vor Überwachung, möchte jemand seine Privatsphäre (z.B. Kinder im Hintergrund) schützen oder gibt es andere Gründe. Ein einfühlsames Gespräch ist oft schon der erste Schritt zum Einschalten der Kamera.
Insbesondere, wenn das genutze Videotool einen virtuellen Hintergrund zur Verfügung stellt, spricht eigentlich nichts mehr gegen die Nutzung von Video. Die Privatsphäre ist dann gewahrt und weder der Jogginganzug noch die nicht perfekt sitzende Frisur sind echte Gründe zur Absage an die Kameranutzung. In Präsenz zieht sich ja auch niemand eine Papptüte über den Kopf, weil er nicht gesehen werden möchte. 😉
Falls Dich noch eine rechtliche Einschätzung zum Thema interessiert, findest Du hier.
Werden wir demnächst wieder alle in Präsenz arbeiten müssen?
Folgt man einer Umfrage von KPMG vom Oktober 2023, dann sieht es ganz danach aus: „68 Prozent der deutschen Top-Entscheider gehen demnach davon aus, dass ihre Angestellten innerhalb der nächsten drei Jahre wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren werden. […] Nur jeder vierte Befragte kann sich hingegen weiterhin hybride Arbeitsmodelle vorstellen und nur drei Prozent glauben dauerhaft und ausschließlich an das Home Office.“ Quelle: KPMG
Es ist ein in gewisser Weise nachvollziehbarer Reflex von Verantwortlichen, ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro zu holen, wenn die Leistung oder die Zusammenarbeit nicht optimal ist.
Aus unserer Perspektive ist das aber nicht der richtige Weg: Zum einen gibt es zahlreiche Beispiele von Teams, wo es sehr gut auf Distanz funktioniert. Zum anderen sollte man differenziert analysieren, was nicht rund läuft und vor allem warum. Unserer Erfahrung nach sind es oft ähnliche Themen: das Teamgefühl hat gelitten, der Informationsfluss funktioniert nicht gut, Erreichbarkeit ist schwierig und Tagesorganisation macht viel Arbeit.
Vieles davon ist durch gute Vereinbarungen im Team, sinnvoll angewendete Technik und Standards der professionellen Zusammenarbeit zu lösen. Aber oft wurden Mitarbeitende einfach ins Homeoffice geschickt und gehofft, dass die Produktivität nicht leidet, wenn Teams genauso zusammenarbeiten wie bisher. Aber Zusammenarbeit auf Distanz funktioniert anders als in Präsens.
Praxisnahe Fortbildungen und Workshops können Mitarbeitende auf das nächste Level bringen, sodass hybride Arbeit ein Zukunftsmodell bleiben kann.
Diese FAQ ist das Ergebnis von Dutzenden von Seminaren zum Thema „Führen auf Distanz“. Die Antworten stammen vor allem aus der Praxis und werden so in Teams gelebt.